Spüre den Geruch des Rauches und gehe ruhig weiter - Osjeti miris dima i mirno kreni dalje
Premostive daljine - überbrückbare Ferne. Gedankengänge einer deutsch-bosnischen Begegnung
Die hier gesammelten literarischen Gedankengänge und der Brückenschlag zwischen zwei Nationen sind das Ergebnis einer langjährigen Begegnung über eine große Entfernung hinweg.
Gedichte und Erzählungen nehmen den Leser mit auf den Weg in die ungewisse Zukunft einer jungen bosnischen Generation, die nicht mehr zurückblicken will - und wird.
Der Brückenschlag beinhaltet verschiedene Beiträge zum sozialen und politischen Engagement in Bosnien-Herzegowina, die den Weg zum verständnisvollen Umgang miteinander markieren.
Dies ist bereits das zweite Buch eines Begegnungs- und Literaturprojektes. Das Projekt hat zu einem Ergebnis geführt, das ohne die engagierte Mitwirkung aller Beteiligten nicht soweit vorangekommen wäre.
3. Aufl. 2020. 2. Aufl. 2007. 1. Aufl. 2006
Inhalt in der Reihenfolge des Buches
Literarische Gedankengänge
- Gedichte und Erzählungen von Irma Duracović, Jasmina Murga, Elma Dilaver, Melika Mujić, Vahidin Covo und Alma Dilaver
- Die Ewigkeit des Augenblicks. Lyriktexte bosnischer Exilanten, von Silke Dürrhauer
- Man hätte mich töten können tausendmal, aber meine Sprache nicht. Harald Biskup im Gespräch mit dem Schriftsteller Stevan Tontić
- Die unberechenbaren Grenzflüsse. Zu einem sonderbaren Detail des Daytoner Abkommens. Stevan Tontić
Brückenschlag
- Jan Martin Schaffartzik: Die Europäische Union und ihr Engagement in Bosnien-Herzegowina
- Nina Mahrt: Tanz auf dem Vulkan. Der Comic »Sarajevo Tango« als politisches Statement
- Marcus Harun: Share e.V., Hilfsorganisation ehemaliger Einsatzsoldaten in Bosnien-Herzegowina
- Carsten Kanzler: Einmal Bosnia und zurück. Bericht über einen Hilfstransport nach Bosnien-Herzegowina
- Roland Prüfer: Interkulturelle Kompetenz (in) der Bundeswehr. Ein Beitrag zur kulturpolitischen Verantwortung im Dialog der Kulturen
- Malina Schneider: Die Bedeutung von Face-to-Face-Kommunikation. Bestandteil der Interkulturellen Kommunikation in Auslandseinsätzen von Bundeswehrsoldaten
- Rebekka Fredrich: Das Feldlager als Kulturträger. Die Feldzeitung »Der Keiler« als Spiegel des Feldlagers Rajlovac
- Rebekka Fredrich: Ein Beitrag zur Völkerverständigung. Selbstbild und Frembild der Deutschen und Bosniaken
Anhang
- Malina Schneider: Das Seminar »Kommunikation, Konfliktbearbeitung und Kultur« in Strausberg / Berlin. Mitschrift der Seminarwoche vom 17. bis 24. April 2006
- Armin H. Neuß: Our best - Bosnien-Herzegowina. Naše nabjbolje - Bosni i Hercegovina
- Roland Prüfer: 14 Jahre vergangen und doch so nah. Rückblick und Vorschau einer Freundschaft
Sterne über Rajlovac
Aus dem Vorwort des Lyrikbandes (2006) von Vahidin Prejlević und Horst Schuh:

»... Es sind Stimmen der BosnierInnen am Anfang der Zwanziger, die hier versammelt sind in einem Buch, das ein gemeinsames Projekt des deutschen Teils der EUFOR-Truppe in Bosnien-Herzegowina und der Abteilung für Germanistik der Philosophischen Fakultät in Sarajevo darstellt. Außer der Jugend haben die Autoren noch etwas gemeinsam: ein besonderes Verhältnis zu Sprache, das aus den Windungen der Geschichte hervorgegangen ist;
die meisten von ihnen haben infolge der Kriegswirren mehrere Jahre ihrer Kindheit in einem deutschsprachigen Land verbracht, haben Deutsch als ihre zweite Muttersprache gelernt und eine Zweisprachlichkeit entwickelt, die interkulturelle Spannungen eröffnet, aber zugleich die Bildung origineller Perspektiven begünstigt und Kreativität fördert.
Diesen inneren Impuls zu bewahren, erscheint dem Herausgeber dieser kleinen Anthologie sehr wichtig. Deshalb haben die Autoren, hauptsächlich Studenten der Germanistik in Sarajevo, ihre Beiträge in beiden Sprachen verfasst: die Grenzen zwischen Original und übersetzung können hier nicht anders als fließend - und zwar im genauen Wortsinne - verstanden werden ...
Die Sprache der Poesie bedeutet den jungen Menschen viel. In ihr drücken sie ihre Befindlichkeiten, Stimmungen und Gefühle aus. Nachwehen des Krieges, Zweifel, aber auch Hoffnungen beim Blick in die Zukunft. Ihre Sprache, aber auch manches Motiv in ihrer Dichtung sind Ausdruck ihrer nationalen Identität, ihrer Liebe zur bosnischen Heimat. Aber gerade ihr Bemühen, sich in beiden Sprachen, der bosnischen und deutschen, zu artikulieren, weist über die nationalen Grenzen hinaus.
Sie versuchen einen Brückenschlag zu den Deutschen in ihrem Land, zu den Soldaten, die im Feldlager Raljovac und an anderen Standorten hier ihren Dienst tun.
Gattungsmäßig sind Erlebnis- und Reflektionslyrik, Ballade und vor allem Kurzgeschichte vertreten. Thematisch sind die Arbeiten sehr unterschiedlich, sie handeln von Alltag, Leiden, Liebe und anderen wundersamen Erlebnissen; im Ton variieren sie von Skepsis über Melancholie bis ihn zur fröhlichen Ironie, manchmal sind die unterschiedlichen Modi auch innerhalb eines einzelnen Textes zu finden ...
Skepsis ist die überwiegende Einstellung dieser jungen Menschen, doch nicht Hoffnungslosigkeit. Ihr Blick ist vor allem gegenwartsorientiert, auch wenn sie von der Vergangenheit sprechen. Und die Zukunft? Sie zeigt sich, um das Bild aus dem preisgekrönten Film Beautiful Mind hier zu bemühen, wie die Konstellation der Sterne am Himmel in der Gestalt, in der wir sie sehen wollen.
Der Weg zu ihr: es ist ein Weg zu den Sternen.«